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Trotz der Schlichtheit der einzelnen Produktionsschritte und der zur Verfügung stehenden Werkzeuge lag die Kunst dieser Handwerker in ihrer ausgeprägten Berufserfahrung, ihren detaillierten Kenntnisse der Vorbereitung des Färbebads, der Löslichkeit der Mischungen und der jeweiligen Temperaturen, die die Herstellung wertvollster Stoffe ermöglichten, welche oft über den Mittelmeerraum hinaus gehandelt wurden, wie Textilproben zeigen, die heute noch gut erhalten sind und sogar in China gefunden wurden.

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Die außergewöhnliche Beherrschung dieser umfangreichen Handwerkskunst der Färber und die vielen Berufsgeheimnisse, die man von einer zur anderen Generation weitergab, ermöglichten die Herstellung großer Stoffmengen; Kunsthandwerk, das wir heute noch auf den zahlreichen Gemälden von Florenz zur Zeit der Renaissance bewundern können. Die Besonderheit dieser Stoffe liegt in ihrer Haltbarkeit und dem Glanz der Farben, aber auch in der Vielfalt der zur Verfügung stehenden Färbemittel, was eng an die starke nationale und internationale Nachfrage zwischen dem 13. und 14. Jahrhundert gekoppelt ist, deren hohe Ansprüche sich ständig änderten.

Der Stoffhandel, der hauptsächlich der Bekleidung diente, erlebte seine erste große Entwicklungsstufe im 13. Jahrhundert. Florenz importierte schon damals große Mengen an Wollstoffen aus Flandern, die noch nicht durch die meisterhafte Handwerkskunst der berühmten Florentiner Zunft der sogenannten Calimala veredelt waren. Dieser Kunst der Veredelung gliederten sich sehr schnell wollverarbeitende Betriebe an, die einen blühenden internationalen Handel initiierten.

Die außergewöhnliche Vielfalt an künstlerischen Fähigkeiten in jeder Branche, der wirtschaftliche Wohlstand, der weite Teile der Stadt erfasste, und die Ausweitung der Handelswege erneuerte im 14. Jahrhundert auch radikal die Mode, die neue stilistische Einflüsse und immer raffiniertere Techniken erfuhr.

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Die Stickerei beispielsweise spielte eine immer wichtigere Rolle und erreichte eine ornamentale Vielfalt von derartiger Eleganz, dass sie oft auf Gemälden der berühmtesten Künstler jener Zeit abgebildet wurden. Als aufmerksame Beobachter ihrer Umwelt bildeten sie nicht nur mehr heilige Themen ab, sondern immer häufiger auch Alltagsszenen.

Zur selben Zeit stellte man auch Samtstoffe mit ornamentalen Abbildungen her, bei denen Blumenmotive und christliche Themen Vorrang hatten, wobei letztere hauptsächlich der Herstellung von Priestergewändern dienten. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts hatte die Verbreitung des gotischen Stils erheblichen Einfluss auf die gesamte Mode: es herrschte der Sinn für vertikale Schnitte und eine größere Schlankheit vor, was beides gut in der Kombination von lebhaften Farben und eng anliegenden Schnitten zu erkennen war. Dieser Modewandel brachte auch technischen Fortschritt und eine immer größer werdende Spezialisierung der verschiedenen Zünfte mit sich, die in den Prozess der Kleiderherstellung miteinbezogen waren. Zu jener Zeit kommt eine große Anzahl von Modellen auf, die sich untereinander durch sehr individualistische Auslegungen in vielen Details unterscheiden. Gerade in den besser gestellten sozialen Klassen erwacht das stolze Bewusstsein ihrer Standeszugehörigkeit und die Erkenntnis, diese Rolle auch durch die Wahl der Kleidung auszudrücken.

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Im 15. Jahrhundert waren die Toskana und Florenz das Zentrum der höheren und niederen Künste von Italien und ganz Europa, auch was die Ausstellung des Luxus anging.

Neben der Verarbeitung von Seide und Wolle wurde auch die Produktion von Wandteppichen und Stickereien immer wichtiger. Die Stickerei schmückte in Kombination mit der Blattgoldtechnik die wertvollsten Kleidungstücke und rief einen außerordentlichen Effekt von Licht und Schatten hervor. Das neue künstlerische Wissen jenes Jahrhunderts, welches auf der Suche nach erlesener Eleganz war, verschaffte den Stoffen einen feierlichen Aspekt mit den großen Wandteppichen. Die figurativen Darstellungen wurden erweitert und man ging von der Miniatur zum Bassrelief über. Viele italienische Künstler stellten mit einem Überfluss an Details diese Stoffe in Ihren Gemälden dar und es existieren interessante Zeichnungen und Skizzen, von denen man allerdings nicht eindeutig sagen kann, ob sie nur Vorstudien für Gemälde oder Stoffentwürfe waren.

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